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12/09/2013 12:08 published by Radolf22 (unknown) in Möggingen / Radolfzell am Bodensee / Germany - #2.1.16.1.1.5.-20131209-403

Märchenforschung

Die vergleichende Märchenforschung wurde von den Brüdern Grimm begründet und von Theodor Benfey später im 19. Jahrhundert weitergeführt. Antti Aarne kategorisierte 1910 die Märchen nach ihren wesentlichen Erzählinhalten; daraus entstand der heute noch in der internationalen Erzählforschung gebräuchliche Aarne-Thompson-Index. (Im Deutschen wird oft die Abkürzung AaTh verwendet, um Verwechslungen mit AT für Altes Testament zu vermeiden). Der russische Philologe Wladimir Jakowlewitsch Propp leistete 1928 mit seiner strukturalistischen Untersuchung über die Morphologie des Märchens einen wichtigen Beitrag zur literaturwissenschaftlichen Märchenforschung. Dem fügte Eleasar Meletinsky wichtige Einsichten zur Abgrenzung von Märchen und Mythos hinzu.[1]

Allen Märchen liegt eine feste Handlungsstruktur zu Grunde, unabhängig von ihrem Inhalt. Diese Struktur erfüllt bestimmte Funktionen, die mit „archetypischen“ Akteuren verbunden sind (Held, Gegenspieler, Helfer usw.) und ist schon in der Antike aufzufinden.[2]

In jüngerer Zeit werden Märchen auch mit unterschiedlichen theoretischen Ansätzen aus der Anthropologie, Oral History, aus verschiedenen Einzeldisziplinen, Psychoanalyse u. a. untersucht.

Gut und Böse werden im Märchen scharf getrennt, meist in Form von guten und bösen Figuren. Inhaltlich steht ein Held im Mittelpunkt, der Auseinandersetzungen mit guten und bösen, natürlichen und übernatürlichen Kräften bestehen muss. Oft ist der Held eine vordergründig schwache Figur wie ein Kind oder der jüngste Sohn. Am Ende eines Märchens wird das Gute extrem belohnt und das Böse extrem bestraft. Als Beispiele hierfür je ein Zitat aus zwei der bekanntesten Märchen der Brüder Grimm:

„Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.“

Die Sterntaler

„Als die Hochzeit mit dem Königssohn sollte gehalten werden, kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und teil an seinem Glück nehmen. Als die Brautleute nun zur Kirche gingen, war die älteste zur rechten, die jüngste zur linken Seite, da pickten die Tauben einer jeden das eine Auge aus. Hernach, als sie herausgingen, war die älteste zur linken und die jüngste zur rechten, da pickten die Tauben einer jeden das andere Auge aus. Und waren sie also für ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag bestraft.“

Aschenputtel